

Lachanfall 1: Nähen lernen
Da ich mich für kreativ halte (ist in meinem Beruf als Konstrukteur kein Fehler), habe ich mich vor ein paar Jahren kurzentschlossen für einen Nähkurs angemeldet und war hin und weg.
Mit den Händen Kleidung zu schaffen (oder daran zu scheitern) ist bombastisch. Und so wanderten eine Nähmaschine, eine Overlock und jede Menge Zubehör ins Haus. Und nein, nichts davon verstaubt.
Leider kann mein Sohn diesen kreativen Schub nach wie vor nicht richtig einordnen. Ihm sei aber zu Gute gehalten, dass er noch jung und lernfähig ist. Wenn ich eine meiner Modekollektionen für ein paar Millionen verkauft habe, hört das Lachen sicher auf.
Lachanfall 2: Jagdschein
Und schon wieder hat der Alte ein neues Hobby. Ja, das hat er und ich bedauert es nicht bereits viele, viele Jahre vorher gemacht zu haben.
Leider ist es mit dem Jagen wie mit dem Golfen, Skifahren oder dem Karneval. Haben die Eltern einen Bezug dazu, machen die Kinder das auch. Meine Eltern hatten leider keinen Bezug zur Jagd und so bin ich jetzt ein Spätberufener mit viel Freude an der Tierbeobachtung und am jagdlichen Handwerk.
Ganz nebenbei schmeckt die selbst erlegte Wildschweinkeule um Längen besser als das Pendant aus dem Supermarkt. Und ein ganz besonderer Dank gilt meinem ehemaligen Arbeitskollegen Ramon Sommer, der mich mit dem Virus infiziert hat.
Lachanfall 3: Schriftstellerei
Und schon sind wir beim eigentlichen Thema dieses Versuchs, mein neuestes Hobby zu erklären.
Nein, ich habe nicht schon immer schreiben wollen, wie es 95 von 100 Schriftstellern von sich behaupten. Ich habe nur gern gelesen und manchmal kam dann eben der vielbesagte Punkt, an dem ich einfach ein paar Zeilen zu Papier bringen wollte. Was natürlich wieder philosophischer Unsinn ist, denn ich tippe die kreativen Ergüsse ja in den Speicher einer Maschine.
Sebastian Fitzek ist daran schuld. Sein Aufruf 2020 zu seiner Anthologie „Identität 1142“ hat mich so unheimlich motiviert, das schnell eine Geschichte entworfen und geschrieben war. Leider war sie nicht weit von dem entfernt, was Hemingway von ersten Entwürfen hält. Nach der Überarbeitung war sie, aus heutigem Stand, nicht so viel besser, dennoch habe ich sie für die beste der Welt gehalten. Unnötig zu erwähnen: Sie wurde nicht für gut genug befunden, aber der Samen war gesät.
Lachanfall 4: Motorrad fahren
Das ist eigentlich keinen Lachanfall wert, aber etwas überrascht war meine Familie dann doch, als ich ihnen offenbart habe, dass ich meinen geliebten Landy verkaufen werde, um zukünftig nur noch Motorrad zu fahren, oder die Öffentlichen Verkehrsmittel zu verwenden.
Wer sich hier über mich informiert, wird ohne Zweifel gemerkt haben, dass ich für spontane Ideen zu haben bin und diese oft auch rigoros umsetze.
Und so war es auch mit der Motorrad-Entscheidung. Ich bin in meinem Leben sehr viel Auto gefahren und auch sehr viel, sehr schnell und auch oft zu schnell. Ohne zu übertreiben bin ich ein eher aggressiver Fahrer und lebe auf der Straße nach der Devise: Von Punkt A nach Punkt B in kürzester Zeit kommen.
Das zieht im gewissen Rahmen eine Übertretung von Verkehrsregeln nach sich und leider eckt man damit im Straßenverkehr an, der im Allgemeinen eher angepasst vor sich hin rollt. Normales Autofahren regt mich oft so auf, dass die Hupe mein bester Freund ist und irgendwann macht das keinen Spaß mehr.
Da mich der Weg von der Arbeit bis nach Hause oft derart gestresst hat, dass ich keine Lust mehr auf die schönen Dinge des Lebens hatte, musste ich handeln. Und da ich gerne Nägel mit Köpfen mache, wurde eben mein Auto verkauft.
Und weil ich dem Individualverkehr ja nicht abgeschworen hatte, habe ich mir der ultimativen Art des Individualverkehrs zugewandt: Dem Motorradfahren
Jetzt brauche ich mich nicht mehr über die anderen (langsameren und rücksichtsvolleren) Verkehrsteilnehmer aufzuregen, sondern überhole sie einfach. Wunderbar.
BeschreiLachanfall 5:
Und das ist jetzt ein richtiger Brüller, denn ich bin der Letzte, von dem ich je gedacht hätte, dass er Kaffee mal nicht nur dazu benutzen würde, ihn wegzukippen.
Meine Frau hat sich jahrelang beschwert, dass man sich mit mir ja nicht in die ganzen netten Cafés setzen könnte, weil ich ja immer schon nach fünf Minuten gelangweilt bin.
Na, ja. Was soll ich sagen? Dieser bitteren, braunen Brühe habe ich einfach nichts abgewinnen können und eins der großen Rätsel der Menschheit war: Wie bitte schön, schafft man es, aus so angenehm duftenden Kaffeebohnen, ein so ungenießbares Getränk zu machen?
Und auch ich, als letzte Bastion der Kaffeegegner bin geläutert worden und das durch einen schleichenden Prozess. Was viele Besuche in verschiedenen Nespresso-Filialen mit ihren kostenfreien Getränken nicht geschafft haben, fand ausgerechnet in einer McDonalds Filiale unweit des Vatikans in Rom sein Ende. Rein aus Neugier und Experimentierfreude habe ich mir einen Espresso bestellt und war hin und weg. Das, was da in der Tasse duftete, schmeckte auch noch. Ein Wunder war geschehen (Die Nähe zur Quelle von Wundern hat vielleicht eine Rolle gespielt!)
Und seitdem habe ich ein neues Hobby und probiere Bohnen in trinkbare Flüssigkeit zu verwandeln. Das klappt schon recht oft, auch wenn mir ganz oft ein Berg Zucker den Weg versüßen muss.
Mittlerweile suche ich in fast jeder Stadt, die ich besuche, interessante Kaffeeröster und exquisite Cafés auf und genieße Kaffee. Kaum zu glauben, aber wahr.